Die Bever-Aue bleibt Kaltluftentstehungsgebiet!


"Vernünftige Einsicht zu haben, ist die größte Tugend, und Weisheit ist es, Wahres zu reden und gemäß der Natur zu handeln, indem man auf sie hört.“

Heraklit

Das Landschaftsschutzgebiet Beverau wird nicht in Bauland umgewandelt. Am 26. August 2020 hat der Stadtrat den Flächennutzungsplan Aachen*2030 verabschiedet, der mittlerweile auch bestandskräftig ist. In dem neuen Flächennutzungsplan wird das Wiesengebiet zwischen Eselsweg und Dr.-Leo-Löwenstein-Kaserne weiterhin vollständig als Grünfläche und nicht als Bauland ausgewiesen. Für den Erhalt dieser Freifläche hatte sich der insoweit maßgebliche Planungsausschuss bereits im April 2019 nahezu einhellig ausgesprochen.

Zur Vorgeschichte:

Im Sommer 2014 wurde erstmals öffentlich bekannt, dass ein Investor beantragt hatte, u.a. eine große Dreiecksfläche südwestlich des beliebten Eselsweges auf Beverau in Bauland umzuwandeln. Derartige Überlegungen stießen bei mehreren tausend Aachenerinnen und Aachener auf Ablehnung.

Es handelt sich bei dem in Rede stehenden Weideland nämlich um ein seit über 50 Jahren bestehendes Landschaftsschutzgebiet. Auch in einer Umweltprüfung der Stadt Aachen aus dem Jahr 2014 heißt es, dass eine Umwandlung dieses Landschaftsschutzgebietes in Bauland mit sehr erheblichen Auswirkungen auf die Landschaft, Pflanzen und Tiere, das Grundwasser und das Klima verbunden sei. Darüber hinaus seien erhebliche Auswirkungen auf den Boden und auf Oberflächengewässer zu befürchten. Fazit: „Die Planung ist mit erheblichen Auswirkungen auf das Schutzgut Mensch verbunden.“

Zum Erhalt des Landschaftsschutzgebietes hatte sich im Sommer 2014 die Bürgerinitiative "Erhalt des Landschaftsschutzgebietes Eselsweg - Beverau" gegründet. Sie wurde von Herrn Lutz Dechamps und Frau Irma von Agris vertreten. Am 25. September 2017 wurde der “Umwelt- und Landschaftsschutz Aachen-Beverau e.V.” gegründet. Er ist Mitglied der Landesgemeinschaft Naturschutz und Umwelt NRW (LNU), einem anerkannten Naturschutzverein.

Bei Fläche zwischen Eselsweg und Dr.-Leo-Löwenstein-Kaserne handelt es sich um ein Kaltluftentstehungsgebiet mit besonderer Bedeutung; das geografische Institut der RWTH Aachen rät im Klimagutachten aus dem Jahre 2000 von einer dortigen Bebauung kategorisch ab („Bebauungsgrenzen streng einhalten“). Die in der Bever-Aue produzierte Kaltluft fließt über das Beverbachtal, die Erzbergerallee und das sog. “Belgier Viertel” in das tiefer gelegene Frankenberger Viertel und teilweise auch in das Kurgebiet Burtscheid. Die unmittelbar am Nellessenpark entstehende frische Kaltluft bewirkt damit einen Austausch oder zumindest eine Durchmischung von schadstoffbelasteter Luft und verbessert damit die Luftqualität; bei Hochdruckwetterlagen gelangt oftmals nur über diese Kaltluftströme Frischluft in die Innenstadt.

Von besonderer Bedeutung ist in diesen Zusammenhang, dass die im Februar 2016 eingerichtete Umweltzone an die Adenauerallee und damit unmittelbar an die Bever-Aue grenzt. In diesem Geltungsbereich des Luftreinhalteplans sind Verbesserungen der Luftqualität dringend notwendig, sodass die Frischluftzufuhr nicht beeinträchtigt werden darf.

Eine – ohnehin sehr schwierige – Erschließung eines etwaigen Baugebietes über den Eselsweg dürfte überdies mit erheblichen Verkehrs- und Lärmproblemen verbunden sein, weil die Kreuzung Adenauerallee/Erzbergerallee schon jetzt stark befahren ist. Ferner steht die Umwandlung des Landschaftsschutzgebietes in Bauland vielen Zielen des Masterplans (Projekt „Aachen 2030“) diametral entgegen: Erhalt der siedlungsnahen Grünflächen zur Klimatisierung des Stadtkerns und Sicherstellung quartiersnaher Erholung sowie größere Rückzugsräume für Artenvielfalt etc.

Von großer Relevanz ist auch die durch die Umweltprüfung der Stadt Aachen noch nicht umfassend untersuchte wassertechnische Problematik. Bei der Bever-Aue handelt es sich nämlich um ein Quellgebiet mit unterirdischen Zuläufen zum Beverbach. Anwohner berichten, dass die Weide bei starkem Regen komplett unter Wasser stehe. Nicht abzusehen ist, welche Auswirkungen eine Bebauung und die damit verbundene Versiegelung des Bodens auf die Grundwassersituation der näheren Umgebung haben könnte.

Diese hier nur kurz skizierten Argumente haben wir in den letzten Jahren mit Hilfe von Fachleuten vertieft und unsere Rechercheergebnisse den maßgeblichen Entscheidungsträgern in zahlreichen Gesprächen vermittelt. Schon recht früh signalisierten die Grünen eine Unterstützung unseres Anliegens. Sodann sprach sich auch die CDU für den Erhalt des Landschaftsschutzgebietes aus, und schließlich – in einer Sitzung des Planungsausschuss im April 2019 - legte sich auch die SPD in diesem Sinne mit guter Begründung fest. In zahlreichen überzeugenden Redebeiträgen wurde in dieser Sitzung ausgeführt, dass insbesondere durch unsere sachliche Argumentation massive Zweifel an die Richtigkeit der städtischen Umweltprüfung hervorgerufen worden seien; die Gefahr einer Fehlentscheidung sei daher zu groß gewesen. Hervorgehoben wurde u.a. das Engagement vieler Menschen, die Bedeutung der Bever-Aue als Kaltluftentstehungsgebiet und seine Belüftungsfunktion für das Frankenberger Viertel. Abgesehen davon sei die Erschließung eines etwaigen Baugebietes zwischen Eselsweg und Dr.-Leo-Löwenstein-Kaserne überaus schwierig.

Es ist bemerkenswert, dass sich unsere Entscheidungsträger neben zahlreichen anderen auch problematischen Prüfflächen so eingehend mit der Beverau beschäftigt und eine umsichtige Folgenabwägung getroffen haben. Die Bedenken aus der Bürgerschaft wurden ernst genommen und professionell reflektiert. Vielen Dank für Ihre Unterstützung!

Obwohl es somit einem ganz breiten politischen Konsens und insbesondere auch dem Willen der Grünen, der CDU und der SPD entspricht, dass die vollständige Bever-Aue grün bleibt, hat die Aachener Stadtverwaltung veranlasst, dass im Entwurf des Regionalplans Köln Teile der Beverau als „Allgemeiner Siedlungsbereich“ ausgewiesen werden. Weitere Informationen zu diesem Vorgang sind unter Aktuelles zu finden.

Der Umwelt- und Landschaftsschutz Aachen-Beverau e.V. wird sich auch in Zukunft insbesondere im Stadtteil Beverau für die Förderung des Umweltschutzes einschließlich des Natur- und Landschaftsschutzes sowie für die Sicherheit im Straßenverkehr einsetzen.